Rückkehr nach Centauri: 6. Kapitel
 
Prokhor Zakharov fühlte, wie das Blut aus seinem Gesicht floß. Er sah an seinen Händen hinunter, die mit jedem vergangenen Tag älter werden und studierte sie für einen Moment.

Sie hatten die östliche Wand des fremden Tempels verloren.

"Ich bedauere, Prokhor." sagte Bortniansky, als sein besorgtes Gesicht über den Quicklink kam. "Ich kann ihnen nicht helfen, aber ich denke ... wir hätten ihn nicht entweihen sollen ..."

"Entweihen?" Zakharov fühlte, wie die Hitze und der Ärger das Blut wieder in sein Gesicht zurücksteigen ließen.

"Nein, natürlich nicht in einem religiösen Sinn, Prokhor. Ich meinte das Auseinanderschneiden ..."

"Wir waren vorsichtig." sagte Zakharov. "Aber nicht sorgfältig genug. Die anderen wollen die Information aus der fremden Struktur offensichtlich mehr als ich dachte, und sie haben sogar Ressourcen verbraucht, um sie zu bekommen." Er atmete tief durch.

" Prokhor, ich habe einen Vorschlag. Wir können eine bessere Abbildungsausrüstung einsetzen und damit fast perfekte Nachbildungen erstellen, die wir dann in die Universität bringen können. Ich weiß, daß Sie das originale Ding wollten, aber ..."

Zakharov unterbrach ihn. "Natürlich, natürlich. Sie bilden die Synagoge ab und senden mir die Daten über sicheren Kanal mit sich täglich ändernden Codes. Aber ich werde noch mehr tuen. Wir müssen die Struktur schützen ". Er sah wieder auf seine Hände. "Wir brauchen dabei alle Verbündeten. Wir müssen die Struktur beschützen, im Zweifelsfall auch mit Gewalt."

"Ja, natürlich." sagte Bortniansky und fürchtete sich um das Schicksal seines Tempels.

"Der Mann verrät uns wieder." Jellicos Augen brannten, als sie das Datengewühl beobachtete, die auf ihrem Touchscreen erschien und sich dann wieder auflöste. Wie andere Datentechniker surfte sie gerne im Gewühl und zoomte in die kleinsten Details, sie mochte die lange Beobachtung, die weit entfernte Beobachtung, wo Daten sich wie Wettermuster bewegten und ein Gewühl, das wie ein Schmetterlingsflügel aussah, zu einem Orkan wurde. "Er denkt, daß er uns führt."

"Es gibt Alternativen dazu, Jellico ". Ihr Partner stand hinter ihr. Sie drehte sich zu ihm, um sein festes Gesicht zu sehen.

"Ja, es gibt sie." sagte sie. ", aber dadurch bekommen wir auch nicht mehr Respekt. Und schau Dir das an ..." Sie zeigte auf einen verschlüsselten Befehl aus der Zentrale. "Sie wollen, daß wir unseren Verstand riskieren, unsere freien Neuronen, nur um an die Daten der Struktur zu kommen. Daten, die mit dem Blut unseres Verstands gekauft wurden. Sie haben hier keinen Respekt vor uns."

"Wir brauchen keinen Respekt." Antwortete er. "Wir brauchen Anonymität, und die haben wir hier." "Nein!" Ihre Augen flammten ihm an. "Nicht so. Respekt ist ein Erzeugnis, und es kann damit gehandelt werden. Man kann damit auch den Eingang in verbotene Plätze kaufen."

"Aber sie werden uns ausfragen, Jellico " antwortete er. "Sobald sie uns kennen, werden sie uns beobachten." Er beobachtete sie sorgfältig. "Was sagst Du?"

"Wir sollten bekannt sein." sagte sie. "Wir sind stark genug."

Er schüttelte seinen Kopf. "Du liegst falsch." Ihre Augen blitzten ihn böse an und er wich einen halben Schritt zurück. "Du liegst falsch. Zieh den Untergrund zu Rate, wenn Du es nicht glaubst. Laß Sie die Argumente hören. Aber ich muß gegen Dich sprechen ".

"Du forderst mich heraus?"

Er nickte. Jellico dachte für einen Moment nach. "Sehr gut. Aber wir wissen, das der Untergrund die Argumente schon gehört hat. Es ist ein verlinktes System." Sie starrte ihn an, bis er wegsah. "Sie sind nur als Geist bekannt. Sie sind im Untergrund und verbreiten Ihre Überzeugungen."

Er schüttelte seinen Kopf. "Nicht wahr, Anführer. Nicht wahr..."

"Ich habe Dich verfolgt." Sie stand auf. "Ich kenne Dich. Aber Du kennst mich nicht. Ich bin" sie pausierte und senkte ihre Stimme zu einem Geflüster. "Ich bin Sinder Roze."

"Du! Du bist die Person, die immer für Unabhängigkeit predigt?"

"Ja, mein Freund. Und jetzt wählen wir." Sie linkte sich in den Untergrund, die geheime Cyberwelt, die in den Räumen zwischen dem neuen Datalinks existiert. Und dort stellte sie eine Frage. Unabhängigkeit?

Als sie und ihr Partner warteten, bildete sich mit hoher Geschwindigkeit ein Balken. Die Datenwolken, tausende von Identitäten wirbelten und sammelten sich mal um die eine Achse, mal um die Andere. Ja, Nein, Meinungen bildeten sich und verschwanden wieder, bis sie sich zu einer einzigen Wolke mit einer einzigen Antwort vereinigten.

Unabhängigkeit. Sinder wandte sich ihrem Partner zu.

"Geist, du hast versucht, mich zu verraten, aber der Untergrund hat gesprochen. Wir werden bekannt sein. Und Du wirst uns verlassen."

Er runzelte die Stirn und starrte auf die Datenwolke. Dann sah er sie an. "Und Du?"

Sie lächelte. "Ich nehme an, daß ich für immer Sinder Roze bin."

Reanna erwachte schweißgebadet, so anders als der ruhige Frieden, der sie überkommen hatte, seit die Erschütterung begann. Sie keuchte und berührte ihre Ohren ... um sie herum konnte sie die Wiederholung eines Geräusches, eines Murmelns hören, das an den Wänden aus der Tiefe nach oben kroch. Sie hörte ein Geräusch, wie das Schnattern von hunderten von fremden Stimmen, die in einer Sprache, die sich wie das Echo der entfernten Sterne anhörte, sprachen.

Sie drückte ihre Ohren fester, und das Geräusch schien zu verblassen, aber nur ein bischen. Und jetzt schien es ihr wie etwas ... angenehmes.

Sie stand auf und ging barfuß zur Gemeindehalle. Sie drehte ihren Kopf langsam und mit jeder Drehung änderte sich das Geräusch wie das leichte Glitzern der Facetten eines Juwels. Sie drehte sich um ... dort, ein junger Techniker sah sie an, aber sein Gesicht sah besorgt aus. Seine Lippen bewegten sich, aber seine Stimme schien so weit weg, verloren im Refrain der Geräusche um sie herum.

Sie ging in seine Richtung. Sie fühlte sich, als ob sie schwimmen würde. Der Chor um sie herum erhob sich.

Die Lippen des jungen Mannes bewegten sich wieder, aber sie konnte ihn nicht hören. Sie sah sein Gesicht jetzt ganz nah, sie sah, wie sich an seinem Haaransatz Schweißperlen bildeten. Er schien ängstlich.

Sie lächelte ihn an und reichte ihm die Hand. Sie fühlte, wie er nach ihr griff, fühlte, wie er sie schlug. Sie versuchte zu schreien, und der Chor verwandelte sich in ein Kreischen, das fast ihren Kopf zerplatzen ließ. Sie versuchte wieder zu schreien, und dann überwältigte sie die Dunkelheit.