Rückkehr nach Centauri: 5. Kapitel
 
Snowfire studierte das Meer. Zwischen der dicken Schicht von Wolken über ihnen und der Abenddämmerung am Horizont paßten Meer und Himmel in eine Welt der Dunkelheit.

Er schaute nach der Munition in seinem Gewehr, das er sich selbst in den Universitätslaboratorien mit neuen Sprengstoffkugeln nach seinem eigenen Entwurf zusammengesetzt hatte. Um ihn herum standen andere Universitätswachen, die alle mit Waffen ausgerüstet waren und scannten das Meer.

"Dort sind sie." sagte Hefferan, der durch ein Infrarotfernglas sah. Snowfire hob sein eigenes Fernglas hoch und zoomte auf den selben Punkt. Ein Hitzeschauer durchlief ihn, als er in die Richtung sah. "Etwas größer als ein Schlepper, wie wir vermuteten. Das muß früher eine Küstenartillerie gewesen sein."

"Und sie könnte wieder feuern, wenn sie bekommen, was sie wollen." sagte Hefferan.

"Das werden Sie nicht tun." sagte Snowfire und hob sein Gewehr an. "Flammen, Projektile, was immer wir haben ... wird Sie treffen. Wir werden unsere Fracht nicht riskieren." Und sein erster Schuß überquerte das Meer, um die ungebetenen Besucher zu treffen.

Datentechnikerin Jellico von dem Post-Unity Graylink Projekt rief eine sichere Verbindung auf und begann, die Entschlüsselungssoftware auf der scheinbar zufälligen Zeichenfolge laufen zu lassen, die sich zu einem Datenstrom formte.

Während Durchlauf nach Durchlauf der Filtersoftware die Zeichenfolge scannten, begann eine Abbildung Gestalt anzunehmen, die aussah, wie ein Mensch, der aus dem Schnee auftaucht.

"Information." sagte sie in einer tiefen, vollen Stimme und ihr Partner stand von seinem gepolsterten Stuhl auf, um sich hinter sie zu stellen und das Bild zu betrachten.

"Er ist es!" sagte ihr Partner. Sie nickte - die Merkmale waren unverkennbar. Irgendwo in seinem Gebiet zeigte sich Sicherheitsoffizier Yang, jetzt Vorsitzender Yang, unwissentlich vor einer ihrer Spionageverbindungen. "Der Chef wird das wissen wollen."

"Ein Moment." Sagte sie. "Information ist Stärke, mein Datajack. Und so sollten wir uns selbst fragen ... ist das, was wir geben wollen Stärke?"

"Um es einfach zu vergessen, fehlt uns Subtilität." sagte ihr Partner mit sanftem Vorwurf.

Sie nickte. "Sehr richtig. Sie kennen unsere Stärke noch nicht. Aber bald ..." Sie sah zu ihm auf und ihr Gesicht badete sich im weichen Glühen ihres Touchscreens. "Ich werde es bezeichnen und entlang der Befehlskette versenden. Aber wir werden es auch zum Untergrund senden. Wir können es vielleicht irgendwann gebrauchen."

Ihr Partner nickte.

Bei dem ersten Schuß lief eine Flammenzunge über das Meer in die Seite des Feinds und als mehr Schüsse abgefeuert wurden, beobachtete Snowfire, wie sie in der Dunkelheit das Ziel erleuchteten. Jetzt brannte das ganze Schiff und die roten Flammen spiegelten sich im schwarzen Wasser. Snowfire senkte seine Waffe für einen längeren Blick.

"Wir kriegen Sie, S.F. !" frohlockte Hefferan und feuerte mit großer Genauigkeit mehrere Brandbomben.

"Ich weiß." sagte Snowfire. "Doch ..." er hob sein Fernglas hoch und untersuchte den Feind sorgfältig.

"Doch was?"

"Die Form der Flammen ... sie ist zu künstlich. Und es hat keine Explosionen von Maschinen oder Treibstoff gegeben."

"Vielleicht benutzen sie abgeschirmte Brennstoffzellen. Oder es ist vielleicht eine ..." "Illusion" sage Snowfire mit abgehackter Stimme und drehte sich um.

Als das wirkliche Schiff auf dem Meer hinter ihnen auftauchte, kam es wie ein großer, nur von silberblauem Licht wie winzige Nadelstiche umrissener Schatten. Das Schiff war riesig, viel größer als Snowfires Begleitschiff und entlang seiner Waffendecks wartete eine Masse von schattenhaften und voll bewaffneten Gestalten.

"Warum hat uns der Kapitän nicht gewarnt?" schrie Snowfire. Aber Hefferan stand nur still da und sah auf die wenigen übrigen Brandbomben zu seinen Füßen. "Ergeben Sie sich und Ihre Fracht!" schrie eine junge und feste Stimme vom Schiff.

"Kapitän, verschwinden Sie!" schrie Snowfire und wollte mit seinem Gewehr auf das größere Schiff schießen, wenn es nähr kommt. Er schoß, aber nicht auf eine Person, sondern an den Zaun, gegen den sie sich lehnten. Sein Gewehrschuß explodierte an einer Kiste und der ganze Zaun fuhr nach außen, das Metall stöhnte und mehrere Feinde fielen über Bord in die dunkle See. Snowfire grinste über sich selbst.

"Vorwärts!" kam ein Ruf, dieselbe Stimme wie zuvor, und Snowfire sah ein drahtigen Mann eine Hand hochheben und einen Schuß in die Luft abgeben. Ein Leuchtfeuer stieg in den Himmel, der Feuerstrahl stieg höher und höher um dann über ihren Köpfen in ein weißes Feuer zu zerplatzen. Für einen Moment wurden alle Schiffe erleuchtet und Snowfire sah seine Angreifer - Männer und Frauen, in zusammengewürfelten Sachen statt Uniformen, mit harten, darauf zu töten begierigen Gesichtern. An ihrer Spitze stand ein Mann mit langen, zu einem Pferdeschwanz gebunden, blonden Haar und einem narbigen Gesicht.

Dieser Mann führte das Kommando, als er nach unten auf das Begleitschiff sprang. Eine wahre Feuerwelle ging von dem feindlichen Schiff aus und Snowfire war bestürtzt, als er sah, wie eine Feuerwelle das Frachtschiff traf und lähmte. Dann waren die Angreifer über ihm, schwärmten über das Deck des Begleitschiffes, und starke Seemannsbeine hielten sie aufrecht.

Das war ein Fehler, dachte Snowfire, als er Zeit zu denken hatte. Wir hätten nie über das Meer kommen sollen. Das ist ihr Element.

Snowfire begann zu schießen, aber die Angreifer waren ihnen zahlenmäßig überlegen. Er sah Hefferan seinen Flammenwerfer aufheben und damit schießen, aber dann war ihr Anführer vor ihm.

Snowfire sah, wie der Mann einen massiven Schlag mit seinem eigenen, schweren Gewehr tat und dabei Hefferans Waffe traf und den Behälter einbeulte. Der Benzinbehälter hatte einen Fehlschuß, explodierte in Hefferans Händen und sandte eine Welle des flüssigen Feuers an seinen Armen nach oben bis in sein Gesicht. Hefferan fiel nach hinten und Feuerbänder liefen über seine Beine, dann über das Deck und verbrannten den Gefallenen.

Snowfire zog eine Splitterpistole von seinem Gürtel und schoß auf eine verwahrloste brünette Frau, die grimmig auf einen seiner Leute zuraste. Er drehte sich um, lief um die Kabine herum und versuchte zu sehen, wo sich das Frachtschiff befand. Hinter ihm hörte er zwei weitere Schreie, beide von seiner eigenen Crew.

"Ergeben Sie sich." kam die ruhige, schwere Stimme hinter ihm. Snowfire zuckte und hob seine Pistole hoch, nur um die drahtige Figur des feindlichen Leiters zu finden, aber dieser drückte bereits seine Waffenhand beiseite. Dann fühlte er kaltes Metall an seiner Brust.

"Tun Sie es nicht." sagte Snowfire. Das eine Auge des Mannes schaute umher, aber das andere starrte ihn mit großer Intensität an.

"Warum nicht?"

"Weil ich etwas weis ... die Geheimnisse davon." Er zeigte auf das Frachtschiff. "Und Sie ... wer sind Sie?"

Der Mann lächelte fest. "Ich bin Ulrik Svensgaard. Ein Mann, der das Meer liebt."

"Sie meinen einen Piraten." sagte Snowfire und spannte sich, um einen Ausfallschritt weg von ihm zu machen.

Svensgaard nickte. "Ja, ein Pirat." Sagte er und Snowfire hörte ein lautes Geräusch. Ein eisiger Finger stieß ihn in den Rippen, gefolgt von einem warmen Feuer und dann von Dunkelheit.

Sein Partner nickte.