Reise nach Centauri: 7. Kapitel
 
"Irgend jemand ist auf dem Schiff. Irgend jemand Unbefugtes." Captain Garland beobachtete weiterhin das Video-Material, sein Blick sprang von einem Videobild zum nächsten.

"Es sieht ganz so aus", Lals Worte überschlugen sich, "aber es gibt keinen Eintrag von irgendwelchen geöffneten Kältekammern. Können die Systeme eine solche Fehlfunktion haben?"

"Natürlich", unterbrach Zakharov, "wir sind getroffen worden. Unser System ist nicht idiotensicher. Aber für diese Leute scheint Tarnung überaus wichtig zu sein."

Garland nickte. "Zakharov, lassen Sie einen Ihrer Leute die Logbuch-Dateien prüfen. Verfolgen Sie jeden ungewöhnlichen Eintrag. Finden Sie heraus, wie hier jemand aufwachen und sich bewegen konnte, bevor die Hauptbesatzung geweckt wurde." Garland gab einen Zugangs-Code auf seinem Sensorfeld ein und übertrug ihn auf die Wissenschaftskonsole. "Überprüfen Sie das auch."

"Ein Abschnitt aus Ihren persönlichen Einträgen?"

"Ja. Das sind meine Eindrücke, die ich aufgezeichnet hatte, als ich erwachte. Eindrücke, die mir vermittelten, daß Leute in der Nähe meiner Kältekammer standen und sprachen. Eigentlich nur Schatten ..."

"Gut." Skepsis machte sich auf Zakharovs Gesicht breit. "Wir werden ... mal sehen, wofür sie gut sind." Unausgesprochene Gedanken spukten durch die Kommandozentrale. Wie der Glaubensverlust eines schwachen Mannes.

Garland sprach weiter zu ihm. "Wir sollten das gesamte Schiff durchchecken und die Leute stationieren, um die Sicherheitspositionen zu beobachten. Beauftragen Sie Ihr Personal, nach außergewöhnlichen Aktivitäten Ausschau zu halten."

"Ja, Captain." Zakharov unterbrach sich, schaute herunter auf seine eigene schmale Hand, die auf der harten Oberfläche der Konsole ruhte. "Sollen sich meine Leute bewaffnen? Wenn irgendwo eine Gefahr lauert, sollte ich den Code für das Waffenlager haben."

Garlands Kopf fuhr herum. "Das Waffenlager!" Er ging zur nächsten Konsole und rief die Logbucheinträge für das Waffenlager auf. "Das hätten wir zu allererst überprüfen sollen." Dünne gelbe und grüne Linien flackerten nervös über die Sensorfelder.

"Keine Verletzung. Dennoch ..." Er drehte sich zu Pravin um. "Hat irgendwer das Zugangsprotokoll überprüft? Können wir sicher sein, daß es nicht manipuliert wurde?"

Pravins Finger tanzten. "Nichts Ersichtliches. Aber ..."

"Aber das Zugangsprotokoll ist eine Datei wie jede andere. Was, wenn das Protokoll selber verändert wurde?"

"Schwer zu sagen. Es ist verschlüsselt, aber auch Verschlüsselungen sind nicht 100 % sicher."

Zakharov unterbrach. "Sie verschwenden Ihre Zeit. Das Protokoll wird hunderttausende Mal pro Sekunde geändert, wenn nicht sogar noch häufiger. Solange wir nicht eine präzise Zeitspanne ausmachen können ..."

Garland schüttelte den Kopf und trommelte mit seinen Fingern auf den Rand der Konsole. "Nein, kümmern Sie sich nicht drum." Er griff nach dem U.N.-Abzeichen auf seiner Brust. Plötzlich drehte er sich um, wandte sich an den jungen Fähnrich, der immer noch an der Wissenschaftskonsole stand.

"Fähnrich Khosa. Suchen Sie nach einer Zeitspanne, in der das Protokoll für eine gewisse Zeit nicht verändert wurde. Eine ... Pause oder etwas Derartiges. Beginnen Sie einen Tag vor dem Datum dieses Video-Materials und arbeiten Sie sich vor bis zum Einschlag und dann vom gleichen Punkt wieder zurück." Garland wandte sich wieder an Zakharov. "Doktor Zakharov. Schicken Sie einen Ihrer Angestellten zu einem Sicht-Check ins Waffenlager."

"Meine Ingenieure sind wertvoll, Captain. Wir haben nur noch weniger als 36 Stunden, um das Schiff zu reparieren. Ich denke nicht, daß ich meine Leute dafür einsetzen sollte, auf Decks zu patrouillieren oder sich über Monitore zu beugen."

Garland nickte kurz und wandte sich ab. "Pravin, wir müssen möglicherweise ein paar Leute vom Personal wecken, die nicht zur Haupt-Besatzung gehören. In der Zwischenzeit schicken wir denjenigen, der sich am nächsten zum Waffenlager befindet, zum Sicht-Check."

"Ich mache es selber", kam Zakharovs scharfe Stimme. "Wenn Sie glauben, daß meine Leute in Gefahr sind, müssen wir uns bewaffnen. Sie müssen mir den Zugangscode übergeben."

"Negativ. Nur Doktor Yang darf diesen Code vergeben."

"Doktor Yang oder Sie selber."

"Das ist noch nicht nötig. Diese Waffen sind für den Einsatz gegen eine externe Bedrohung gedacht, es sei denn, Doktor Yang sagt etwas anderes. Kümmern Sie sich jetzt wieder um das Schiff. Wir brauchen Ihre Leute mit Tastzirkeln in den Händen, nicht mit Pistolen."

Zakharov verharrte, und Garland bemerkte das Zittern der Hand, die er in die Seite gedrückt hielt. "Ich werde meine Besorgnis im Logbuch verzeichnen. Wir können uns keine Ablenkungen leisten, Captain. Denken Sie daran." Dann drehte sich Zakharov weg und aktivierte den Kommunikator an seinem Handgelenk.

Garland schaute wieder hinüber zu Lal. "Wecken Sie Dr. Yang und 20 Leute vom Sicherheitspersonal. Es scheint so, als ob wir einen Teil der Schwierigkeiten, die wir zurücklassen wollten, mitgebracht haben."

  Logbuch-Datei Waffenlager

Waffenlager versiegelt M.Y. 2060.
Im Beisein von General Briggs wird bekundet, daß sich alle Waffen
gemäß Inventar im Waffenlager befinden.

Schiffsstart M.Y. 2060.

MY 2060 - 2099:

MY 2099: Zugang gewährt, ausgeführt [Quelle: Hauptcomputer des
Schiffs, ID 457.456.124.32.12274, sicherheits- geprüft]

MY 2099: Paßwort per Anweisung geändert, J. Garland.

MY 2099: Zutrittsluke zum Waffenlager geöffnet

MY 2099: Zutrittsluke zum Waffenlager versiegelt

MY 2099: Zutrittsluke zum Waffenlager geöffnet

MY 2099: Zutrittsluke zum Waffenlager versiegelt

MY 2099: Programmierter Neustart der Logbuch-Datei des Waffenlagers.

<<NEUSTART>> : Waffenlager versiegelt M.Y. 2060.

Im Beisein von General Briggs wird bekundet, daß sich alle Waffen
gemäß Inventar im Waffenlager befinden.